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DEM WELTLITERATEN, DEM ZAUBERER, HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH AUS DIESER SEITE DER ZEITMAUER: VOR 150 JAHREN WURDE THOMAS MANN GEBOREN.

 

DEM WELTLITERATEN, DEM ZAUBERER, HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH AUS DIESER SEITE DER ZEITMAUER: VOR 150 JAHREN WURDE THOMAS MANN GEBOREN.


Jubiläen werden oft für kommerzielle Zwecke gefeiert und sogar ausgebeutet. Es mag auch das Jahr 2025 für Thomas Mann der Fall sein. Doch Verleger, Verkäufer und Kritiker müssen überleben, und wir werden sie in Ruhe lassen, da dieses „Jubiläum“‒Thomas Mann wurde am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren ‒– keinen Wecker braucht. 


 

Die „Weltlage“, die täglich von einer „Krise“ in eine andere stolpert, und die „Welteliten“, oder besser, diejenigen die keine Ahnung haben, wohin die Welt schleicht, zwingen die Menschen, die unter Weltschmerz leiden, sich zumindest Zuflucht in den großen europäischen Romanen zu finden, eventuell auch ein paar Tipps bezüglich eines Auswegs, wenngleich eines Notausgangs, der nicht direkt in den Abgrund führt.

Thomas Mann hat viel zu bieten, da sein Werk nicht von dem geschichtlichen Rahmen, in dem es entstand, und den es wiedergibt, abgegrenzt, zeitlich reduziert, limitiert wird. Daher gibt es keine dem-Zeitgeist-entsprechende Klaustrophobie. Es heißt, er kann eine bestimmte Epoche literarisch re-kreieren, akribisch und sprachlich glänzend, aber da Dichtung vorhanden ist, wirken die „Stoffe“ im Text weit über die chronologische Limitierung hinaus.


Das betrifft vor allem‒aber nicht nur‒ den berühmtesten Roman von Thomas Mann, „Der Zauberberg“ (1924).

Auf den ersten Blick gerät man in Gefahr, den „Zauberberg“ in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg zu fixieren, zu fossilisieren, als eine Art wagnerianisches Vorspiel, das meistens inmitten einer gehobenen Gesellschaft in einem Luxushotel „ganz da oben“ sich entfaltet

In unseren Sendungen über den „Zauberberg“, auf Deutsch und Englisch, „Gespräche-an-der-Spree“, ( https://www.youtube.com/watch?v=LC_7BthzxvU) in November 2021, betonten wir, der Autor dieses Blogs und sein Kollege Joachim Schmidt, das obwohl dieser Roman angeblich die Atmosphäre beschreibt, die zum Ersten Weltkrieg führen sollte, gleichzeitig aber wird da die geistige und politische Atmosphäre , die zum Zweiten Weltkrieg führen wird, vorgeahnt, „im Voraus“ skizziert.

Wir unterstrichen, „ohne es ihm bewusst zu sein“. Es war die dichterische Prosa, die ungezwungen, von sich selbst, diese Metamorphose in Gang setzte.


Und in 2024 wurde das hundertste Jubiläum der Veröffentlichung des „Zauberbergs“ gefeiert. Am 31.12.2024, am letzten Tag des „Jahres des Zauberberg“ und kurz vorm Eintreten ins Jahr des 150en Geburtstages des berühmtesten „Lübeckers“, schrieb Roman Bucheli in der Neue Zürcher Zeitung einen resonanten Artikel:


Mit dem «Zauberberg» bereitete sich Thomas Mann auf den Kampf gegen Hitler vor, nur ahnte er zu diesem Zeitpunkt nichts davon. Vor hundert Jahren erschien Thomas Manns Meisterwerk. Darin blickt der Autor zurück auf den Ersten Weltkrieg und enthüllt die Zukunft .“1


                                

„Wenn der «Zauberberg» eine Zeit im Blick hatte, dann nicht den moralischpolitischen Zerfall der Jahre vor 1914, sondern viel eher das Jahr seines Erscheinens und die darauffolgenden Zeiten des neuerlichen Zivilisationsbruchs. Davon ahnte weder der Autor etwas, noch nimmt der Roman das Kommende vorweg: Auch an dieser Ahnungslosigkeit in Hinblick auf sein Schicksal erkennt man die Monumentalität dieses Kunstwerks. Wovon es sprach, erschloss sich erst in seiner Zukunft. Was am Horizont des Romanendes aufleuchtet, mochte 1924 wie ein Bild aus der Vergangenheit erscheinen. In Wahrheit, so erwies sich später, zeigte sich darin, was der Welt erst noch bevorstand.“ 2


Wir freuen uns, dass unsere Interpretation, drei Jahre danach, eine zusätzliche Resonanz erhält



Warum müssen wir heute den „Zauberberg“ lesen?


„Der Zauberberg“ wird immer da sein. Wie der Spanier Jorge Bustos in einem exzellenten Artike,l in EL Mundo am 21.03.2024 veröffentlicht schrieb:


Warum müssen wir den „Zauberberg“ lesen? Ein „Kontra-Kultur" Buch in dieser Epoche von technologischem Schwindel“. Die Lektüre wirft uns beunruhigende Parallelen mit unserer Gegenwart.“


    


Jorge Bustos betont, dass wenn das Leben eines Bergsteigers sich in zwei Etappen verteilt, vor der Bergbesteigung des Everest, und danach, vielleicht hatte Mario Vargas Llosa, der vor Kurzem gestorbene peruanische Schriftsteller, recht, als er sagte, dass das Leben eines Lesers sich endgültig verändert, nachdem er den „Zauberberg“ gelesen hat. Ein Buch, das die „intellektuelle, moralische und politische Krise in Europa darstellte...“

Damals. Oder vielleicht doch noch heute?

In dem berühmten Buch von Friedrich Nietzsche, „Also sprach Zarathustra“, entschloss sich Zarathustra die Einsamkeit auf den Bergen zu verlassen, und nach „unten“ zu gehen, um die Menschheit mit „Neuigkeiten“ zu konfrontieren. In dem „Zauberberg“, Hans Castorp und andere Menschen, mehr oder weniger krank, gehen den Berg hinauf, und da „oben“ Körper und Seele bereinigen zu lassen. Vielleicht unbewusst haben sie auch den kranken „Zeitgeist“ von da „unten“ mitgebracht, genau derselbe, den Zarathustra konfrontierte.

Der berühmte, und berüchtigte, Satz von Zarathustra, „Gott sei tot“, der nach Martin Heidegger als eine „Metapher“ interpretiert werden muss, „das Ende der Metaphysik Platos“, verwandelt sich in dem Sanatorium auf den Bergen von dem „Zauberberg“ in eine pressende Frage: „Ob die Menschheit am Rande des Abgrundes stehe?“.

„Der Zauberberg“ bleibt eine der am schönsten camouflierten literarischen Warnungen, die je in der europäischen Literatur entstanden worden sind.

Doch nicht nur „Der Zauberberg“ wird weiterhin gelesen und gesucht als jener literarische Text, der als Entzifferer der heutigen Turbulenzen fungieren könnte.

- „Die Buddenbrooks“ (1901), der Roman, der den Autor weltbekannt machte, und der ihm auch den Nobelpreis für Literatur 1929 ermöglichte, trägt den Untertitel „Verfall einer Familie“. Könnte dieser Roman die Schlüssel für die Entlarvung des Verfalles einer Nation, sogar eines Reiches, enthalten?

                                                  

Christina Neuhaus untersucht das „Buddenbrooks-Syndrom" in einem Artikel in der Neue Zürcher Zeitung vom 04.01.2025. Sie geht eine riskante Pointe ein:

„Thomas Mann beschreibt auf fast 800 Seiten, wofür der erste deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck einen Satz brauchte: „Die erste Generation schafft Vermögen, die zweite Verwaltet Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte, und die vierte verkommt vollends.“

Das soll prinzipiell heutzutage das Gespenst sein, das die Schweiz erschreckt. Und über andere Länder auch.

- In einem lesenswerten Artikel in der Frankfurter Allgemeine Zeitung, kategorisiert Rüdiger Görner die Novelle „Mario und der Zauberer“ (1930) als „Pflichtlektüre für Demokraten“. Da wird „vor der Radikalisierung gewarnt“, und zeigt auch, wie „Mehrheiten sich irren können“.

 


Der russische Mensch ist der menschlichste Mensch“

Thomas Mann sagte einmal: „Der russische Mensch ist der menschlichste Mensch“, Der Satz wird in einem Artikel von Ulrich Schmidt in der Neue Zürcher Zeitung vom 27.06.2024 erwähnt, wo er die „Stereotypen“ der Deutschen in Russland, und der Russen in Deutschland kommentiert, am Beispiel von Thomas Mann und Iwan Alexandrowitsch Gontscharow (1812-1891), der russische Schriftsteller, Autor des berühmten Romans Oblomov.

  

In Zeiten von einer schrillenden, gefährlich theatralischen „Russophobie“, könnte es sich lohnen, mal einen Blick in Thomas Manns Schätzung der Russen zu werfen.

Noch zwei Bemerkungen, die das Fest des Jubiläums bereichern sollten:

1. The Magician, von Colm Tóibín, eine fiktionalisierte Biographie von Thomas Mann, erhielt den Rathbones Folio Prize, 2022, in England.

 The London Review of Books

2. Die dänische Autorin, Christina Hesselholdt, umschriebt die berühmte Novelle von Thomas Mann, „Tod in Venedig“ (1912), die als „Venezianisches Idyll“ im Deutschen Anfang dieses Jahres erschienen ist.

               

Dem Lübecker Meister, unseren herzlichen Dank


1Thomas Mann bereitete sich unbewusst auf den Kampf ge... https://www.nzz.ch/feuilleton/mit-dem-zauberberg-bereitete-sich-thom... Roman Bucheli, 31.12.2024. 

2Thomas Mann bereitete sich unbewusst auf den Kampf ge... https://www.nzz.ch/feuilleton/mit-dem-zauberberg-bereitete-sich-thom... Roman Bucheli, 31.12.2024.

 













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CLASSICS REVISITED

TO THE WORLD-CLASS AUTHOR, THE MAGICIAN, CONGRATULATIONS FROM THIS SIDE OF THE WALL OF TIME: 150 YEARS AGO THOMAS MANN WAS BORN.

  TO THE WORLD-CLASS AUTHOR, THE MAGICIAN, CONGRATULATIONS FROM THIS SIDE OF THE WALL OF TIME: 150 YEARS AGO THOMAS MANN WAS BORN. Annive...